Klaus und Ulrike waren bei der UBS AG. In Zürich. Brauchen ein bisschen Geld für den Umbau zuhause. Die Gaube soll so finanziert werden. Die haben sie sich schon lange gewünscht und das Geld in der Schweiz müssen sie doch irgendwie abbauen. Sie haben 19.000 € abgehoben. Für jeden 9.500 €. Die teilen sie auch gleich. Er legt seine 9.500 € in einem Couvert unter den Fahrersitz. Sie steckt ihre 9.500 € in einem Couvert von der Bank in die Jackentasche, die auf dem Rücksitz des Wagens liegt. Das Couvert ist neutral, weiß. Kein Problem, denken beide. Danach noch einen kleinen Umweg durch Basel: im Chäshüsli[ref]Käsehäuschen, Käsegeschäft[/ref] machen sie immer Zwischenstopp. Der Wagen findet schon fast automatisch den Weg in die Colmarer Str. 10. Sie haben dort ein bisschen Käse verkostet. Einen Rad Fonduekäse für den Käsegrill gekauft. Das ist lecker. Der Käse wird eingespannt und dann an der Anschnittseite angegrillt, so dass er verläuft … mit einem Messer oder etwas Brot streicht man dann die flüssige Käsemasse ab. Wenn man ein wenig wartet, wird der angeschmolzene Käse leicht bräunlich und cross. Hmmm, das schmeckt herrlich, da läuft ihnen jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Und dann kaufen sie noch ein paar Ecken Brie, Roquefort, eine Ecke Saint Albray, sein Stück Camembert, etwas Geramont, Romadur Weichkäse, Frischkäse und noch ein wenig hiervon und etwas davon. Verschiedene Sorten halt für zu Hause und auch ein paar Stücke für die Kinder als Mitbringsel. Einfach nur ein paar verschiedene Sorten … von dem, den sie schon kennen, oder der lecker aussieht, oder von dem, den sie gerade probiert haben und der so gut schmeckt. Für 220 CHF Käse – und ein bisschen davon werden sie auf der Heimfahrt essen. Sie werden wie immer noch nebenan ein paar Weckli und ein paar Knusperstangen kaufen und unterwegs Rast machen. Irgendwo im Grünen. So haben sie das schon immer gemacht. Sie fahren dann runter von der Autobahn, suchen sich eine kleinere Straße und fahren in einen Feldweg. Da wird gepicknickt. Dann fahren sie weiter … nach Hause, nach Düsseldorf.
Am Grenzübergang in Basel wartet indes der Deutsche Zoll. Zielgruppe sind ältere Herrschaften, die in einem Pkw an die Grenze kommen. Nicht der kleine Grenzverkehr von den umliegenden Dörfern und Städten. Nicht die täglichen Pendler, nicht die Grenzgänger. Kennzeichen von weiter weg sind heute dran. Es wird nicht der kleine Schmuggel von Zigaretten, Alkohol etc. gesucht. Das ist heute nicht das Thema. Es werden vielmehr Bankunterlagen und Bargeld gesucht. Dabei ist der Autotyp egal: auch Reichere können in einem Kleinwagen reisen. Oder in deren Zweit- oder Drittfahrzeug. Es werden also nicht nur Mercedes, Porsche, große BMWs oder Audis besonders kontrolliert. Nein, alle. Zielgruppe sind ältere Menschen, so etwa ab 50, 55 Jahren, die ihre Ersparnisse oder das Geerbte, jedenfalls einen Teil davon, in Luxemburg, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz angelegt haben – auf einem nicht beim Finanzamt deklarierten Konto.
Klaus und Ulrike wissen, dass ältere Herrschaften in diesen Tagen häufig am Zoll wegen des Bargeldtransfers oder Bankunterlagen kontrolliert werden, die Zeitungen sind ja voll davon, aber so alt sind sie doch nicht. Er 56, sie 54. Sie sehen auch noch ganz jugendlich aus, noch ganz fit für ihr Alter, „die werden uns wie all die Jahre zuvor einfach durchwinken“ denken sie jedenfalls. Da fallen sie bestimmt nicht darunter. Das werden doch Leute ab 65 oder 70 sein, denken sie, und fahren Richtung Grenze.