Hilfe, ich komme mit der Kasse nicht zu recht
Entscheiden sie beispielsweise mal folgenden (natürlich frei erfundenen) Fall selbst: eine Eisdiele wird in 2 benachbarten Gemeinden betrieben. In der Filiale in der Nachbargemeinde bedient Luigi. Er macht dort kein Eis, verkauft nur. Das Eis wird in der Hauptstelle hergestellt und in die benachbarte Filiale zum Verkauf gebracht. Ursprünglich gab es in der Filiale nur eine offene Ladenkasse. Das wurde in der BP beanstandet und in der Ausbeutekalkulation wurde nachgewiesen, dass viel zu wenig Umsätze erklärt worden waren. Nach langem und intensiven Steuerstreit über 3 Jahre und erheblichen Anwaltskosten ist der Inhaber völlig entnervt und stimmt einem Deal zu, zahlt 180.000 € Steuern nach, zahlt 42.000 € insgesamt an mehrere gemeinnützige Vereinigungen und die Staatskasse und ist wirtschaftlich fast am Ende. Aber er hat es noch einmal geschafft: er hat überlebt, sein Laden läuft noch, die Bank lässt sein Haus nicht zwangsversteigern und er muss nicht in Haft. Damit das aber nicht noch einmal vorkommt, entschließt sich der Unternehmer daraufhin, für die Filiale eine elektronische Kasse zu kaufen und einzurichten. Der einzige Angestellte Luigi soll also diese Kasse bedienen. Das Problem, dass er während dieses langen Streits seit Ende der BP noch die Ladenkasse fortführte, verdrängt er.
Ab jetzt wird alles gut, denkt er. Jetzt hat ja die Finanzverwaltung auch ihre elektronische Kasse. Luigi bekommt Anweisungen und Schulungen, wie er die Kasse ordnungsgemäß führen soll. Er versucht das auch, kommt aber mit der Kasse nicht klar. Er ist vielleicht auch nicht der hellste Stern am Himmel, aber seinem Chef gegenüber völlig loyal, anständig, gewissenhaft, immer pünktlich im Laden, macht immer ordentlich sauber und funktioniert eigentlich bestens – bis auf seine Kassenführung. Es gibt einige wenige Belege und Bewirtungsquittungen, die er ausstellt. Aber er ist hoffnungslos mit der Kasse überfordert. So heißt es jedenfalls hinterher.
Schutzbehauptung oder Wahrheit?
Insbesondere kann er nicht richtig Deutsch, die Bedienungsanleitung ist tatsächlich auch schwer verständlich geschrieben, und die erfolgte Schulung und auch eine Nachschulung brachten trotzdem nicht den Erfolg, dass Luigi mit der Kasse umgehen kann. So bucht er mal, mal bucht er nicht.
Verzweifelt meckert er jedes Mal bei seinem Chef über diese fürchterliche Kasse. Daraufhin wird aus der Hauptstelle die Tochter des Hauses in die Filiale geschickt um Luigi zu helfen und um ihm die Kassenführung zu zeigen. Das klappt dann auch an den Tagen mehr oder weniger, an denen die Tochter dort aushilft. Als sie wieder weg ist, klappt das nicht mehr. Luigi ist verzweifelt als sein Chef ihn zur Rede stellt. Luigi will aufhören. Aber Ersatz für ihn zu finden ist durchaus schwierig. Obwohl Luigi seit 18 Jahren in Deutschland ist, ist sein Deutsch nur mäßig und alle mögen ihn weil er so ein Sonnenschein ist – immer nett und freundlich und gut gelaunt und immer zu Späßen aufgelegt – nur mit der Kasse kommt er nicht klar. Luigi gibt auch mal der einen oder anderen hübschen Seniorina ein Eisbällchen aus und schäkert und lacht mit ihr – aber mehr ist da auch nicht und nach den Beobachtungen des Chefs führt dies zu einer enormen Beliebtheit seines Luigis und zu einem großen Umsatzerfolg. So stehen mehr Kunden bei Luigi an, als im Hauptgeschäft. Er ist ein typischer Superverkäufer, ein echtes Naturtalent.