Die Prüferin erscheint gemäß Prüfungsanordnung. Und nun folgt die Betriebsprüfung.
Geprüft werden soll Einkommensteuer, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer 2010-2012.
Sie weist sich aus, ihr wird ihr Arbeitszimmer am Ende des Ganges gezeigt. Dort stellt sie ihre Tasche und ihren Laptop ab. Auf dem Tisch gegenüber ihrem Arbeitstisch stehen die Buchführungsordner zur Prüfung bereit. 14 graue Stehordner, fast alle prall gefüllt. Dann geht der Weg ins große Konferenzzimmer. Dort findet das Einführungsgespräch mit dem Chef, dem Steuerberater und der Buchhalter des Betriebs statt. Ein paar Kekse, Kaffee und Wasser stehen bereit.
Das Gespräch verläuft sachlich, fast freundlich, unverbindlich. Dann schaut sich die Prüferin mit den drei Herren den Betrieb an. Bei dem Rundgang über das Firmengelände erwähnt der Chef, dass er einige Verkäufe in die Schweiz und ins EU-Ausland getätigt habe.
Auch habe er Kontakte nach Polen, Tschechien, in den Nahen Osten bis nach Lybien. Die Prüferin geht nach etwa einer halben Stunde Rundgang in das ihr zugewiesene Arbeitszimmer und schaut sich die Belege an. Der Steuerberater geht mehrmals zu ihr und fragt, ob er etwas erklären könne, ob Fragen aufgelaufen wären usw. Nichts.
Die Prüferin erbittet einige Kopien, zieht sich auch selbst einige Kopien an dem für alle zugänglichen Kopierer nahe ihrem Arbeitszimmer. Um 15 Uhr verabschiedet sie sich und kündigt ihr Kommen für morgen 8 Uhr wieder an.
Am nächsten Tag erscheint die Prüferin kurz vor Acht, prüft etwa 4 Stunden, zieht sich einige Kopien und meint, sie komme Ende der Woche noch mal.
Ende der Woche kommt sie, prüft etwa 3 Stunden und meint, sie müsse noch mal ins Amt. Sie komme in 2-3 Wochen wieder …
Doch nichts passiert … nach 4 Wochen ruft der Steuerberater bei der Prüferin an Amtsstelle an: sie hätte gerade viel in einem anderen Fall zu tun, in 2 Wochen käme sie… sie meldet sich … nach zwei Wochen ruft der Steuerberater beim Finanzamt an, erreicht sie nicht.
Einige Tage später sagt eine Kollegin, die Prüferin sei unterwegs … sie meldet sich … auf der Handynummer der Prüferin meldet sich nur die Mailbox, auf die Rückrufbitte ruft die Prüferin drei Tage später an, sie könne diese Woche nicht mehr wegen zu vieler anderer Termine, dann sei sie eine Woche auf Weiterbildung, dann zwei Wochen in Urlaub … sie melde sich danach.
Nach weiteren 6 Wochen erscheint die Prüferin … allerdings steht sie relativ weit hinten in der Gruppe von Beamten.
Vorne steht der Fahndungsleiter mit einem Durchsuchungsbeschluss in der Hand. Weitere 11 Fahnder stehen im Eingang. Der Chef ist nicht da. Der Steuerberater auch nicht. Macht nichts. Die Durchsuchung findet trotzdem statt. Der Fahndungsleiter weist sich aus, fasst den Inhalt des Durchsuchungsbeschlusses zusammen und fragt wo der Chef sei, ob er mit ihm telefonieren könne, bzw. ob der Chef ins Büro kommen könne.
Nein, geht nicht, der Chef ist ca. 600 km entfernt auf Dienstreise. Der Steuerberater ist auf einen auswärtigen Termin, dessen Büro ist aber verständigt und wird ihn informieren.
Die Fahnder durchsuchen die Schränke, stellen alle steuerlich relevanten Unterlagen in den Zimmern auf den Fußboden oder auf freie Tische. Auf dem Boden türmen sich schnell Akten, Lieferscheine, Unterlagen, Hüllen mit losen Unterlagen. Den Kalender vom Chef, aber auch die Rechner vom Chef und vom Buchhalter nehmen sie mit. Die Fahnder fertigen Beschlagnahmeverzeichnisse – pro Zimmer eines. Auch im Arbeitszimmer der Prüferin nehmen sie die dort stehenden Unterlagen mit. Die Fahnder haben Umzugskartons und andere Kisten dabei. Der Buchhalter ist zutiefst überrascht. Eine Kommunikation mit der Prüferin, die nur dabeisteht, findet nicht statt….
Der vorliegende Fall könnte so oder so ähnlich auch der Ihre sein …
Warum hat die Prüferin keine Fragen gestellt? Hat sie etwas gefunden? Was? Warum läuft der Fall so? Gab es Frühindikatoren? Was hätte man besser machen können? Wie ist der Fall zu lösen?
Fragen hierzu? Rufen Sie an: 069 87 51 00 0-0